Blüte und Ernte - Die Königin der Nutzpflanzen

"Der Hanf ist nebst dem Flachse eines der nützlichsten Gewächse, womit der gute Gott die Erde segnet" heißt es in einem deutschen "Lehr- und Lesebuch für Mädchenschulen" aus dem Jahr 1807: "Die männlichen und weiblichen Blumen dieses Gewächses stehen auf zwei verschiedenen Pflanzen; der männnliche Hanf blühet zuerst, und wird nach dem Verblühen, da er seine Reife erlangt hat, ausgerauft. Der weibliche bleibt solange stehen, bis der Same reif ist, worauf er ebenfalls ausgezogen wird."

 

Bei einem Wachstum von bis zu 4 Metern entsteht ein regelrechter Dschungel

Die Verteilung der Geschlechter liegt bei der Hanfpflanze ähnlich wie beim Menschen bei ziemlich genau 50/50, anders als bei uns können aber Männchen und Weibchen nicht von "Geburt" an unterschieden werden - erst in der letzten Wachstumsphase, wenn die Ausbildung der Blüten beginnt, wird der "kleine Unterschied" sichtbar. Die männlichen Pflanzen bilden kleine Pollensäckchen aus, von denen die haarigen und harzigen "Fühler" der weiblichen Blüten bestäubt werden. Die schnellere Reifezeit der männlichen Pflanzen brachte in der vorindustriellen Zeit einen doppelten Ernteaufwand mit sich, da die erntereifen männlichen Pflanzen per Hand ausgelesen wurden - sie bis zur Reife der Weibchen stehen zu lassen, hätte die Stängel verholzt und zur Fasergewinnung unbrauchbar gemacht. Vor allem zur Gewinnung feiner Garne für Wäsche und Bekleidung, für die die frühreifen und zarteren Stengel männlicher Pflanzen bevorzugt verwendet wurden. Mit der Industrialisierung des Hanfanbaus und der Einführung von Mähtechnik wurden auch die Erntemethoden geändert: zur Samengewinnung wurden nun separate Felder bestellt, während man zur Gewinnung von Fasern die weiblichen Pflanzen schon vor der Samenreife zusammen mit den männlichen erntete. Häufig streben Hanfbauern auch eine Kuppelnutzung an: sie nehmen eine geringeren Faserertrag und einige unreife Samen in Kauf, ernten aber beide Produkte vom selben Acker.

Hier zeigt sich, dass die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Hanfs auch ihre Probleme mit sich bringen - ebenso wie sein mächtiges Wachstum, das die Hanfernte in der vorindustriellen Zeit zur aufwändigsten Feldarbeit überhaupt machte. Nach dem Schnitt bleiben die Hanfstengel zum Trocknen auf dem Feld, während dieser Zeit setzt auch schon ein Verrottungsprozess, die sogenannte Röste ein, bei der sich die Fasern vom Stengelholz zu lösen beginnen. Dabei werden die Stengel entweder zu Hocken aufgesetzt oder am Boden mehrfach gewendet - wenn ihr sattes Grün eine dunkelbraun Farbe angenommen hat wird die Ernte eingefahren.

Welche Herausforderung der grüne Dschungel eines Hanffelds auch noch heute bedeutet, konnten wir 1996 erleben, als nach Jahrzehnten des Vergessens und der Verbote in Deutschland erstmals wieder Hanf angebaut werden konnte. Die erste Hanfernte der Neuzeit sollte von Fernsehteams und Fotografen gebührend im Bild festgehalten werden, doch der mit einem üblichen Mähbalken versehene Traktor blieb nach wenigen Metern stehen: die Messer waren von den kräftigen Hanfstengeln überfordert und gebrochen. Mittlerweile ist dieses Problem gelöst, nach einem halben Jahrhundert Stillstand sind Hanf-Forschung und Technik wieder in Gang gekommen - mit verstärkten, doppelten Mähbalken werden heute in der Stunde bis zu 2 Hektar Hanf geerntet, mit Spezialmaschinen sogar bis zu 3,5 Hektar.

 

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